Ausstellung der besonderen Art Drucken

Bürgerhilfe zeigt Aquarelle des Malers Herbert Weyl im Haus Dietrichsroth


Es ist eine Ausstellung der besonderen Art, die der Verein ?Bürgerhilfe Dreieich? zurzeit im Altenpflegeheim Johanniter-Haus Dietrichsroth zeigt. Während üblicherweise vorwiegend Arbeiten der Bewohnerinnen und Bewohner im Erdgeschoss der Einrichtung präsentiert werden,  sind jetzt Aquarelle aus dem Spätwerk des Dreieicher Künstlers Herbert Weyl (1923 bis 1998) zu sehen. Die Bürgerhilfe eröffnete die Ausstellung in Anwesenheit von Sophie Weyl, der Witwe des auch im Ausland bekannten und renommierten Malers und Architekten.

Sophie Weyl war es auch, die dem Förderverein des Hauses Dietrichsroth  im März dieses Jahres 15 Arbeiten aus dem Nachlass ihres Mannes geschenkt hatte. Zuvor hatte sie zuvor nahezu das gesamte Werk ihres Mannes einer Wiesbadener Galerie überlassen, einige Arbeiten für sich selbst zurück behalten, um mit den restlichen Gemälden der Bürgerhilfe und somit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Pflegeheims etwas Gutes zu tun. Ihre Intention: die Aquarelle verkaufen und mit dem Erlös den alten Menschen Angebote machen, die über den üblichen Standard einer solchen Einrichtung hinaus gehen.

Klaus Hellweg, Vorsitzender der Bürgerhilfe, zeichnete bei der Vernissage vor zwei Dutzend Besuchern ? unter ihnen auch etliche Heimbewohner - Leben und Werk von Herbert Weyl nach: 1923 in Wiesbaden geboren, von 1937 bis 1939 Malerei und Zeichnen an der dortigen Kunstschule studiert, außerdem Architektur in Wiesbaden und Berlin. Sein Lehrer war der bekannte Maler , Zeichner, Architekt und Grafiker Edmund Fabry, der sich sehr dem Expressionismus verpflichtet fühlte.

Schon in jungen Jahren hatte Weyl Zugang zu den Werken von Klee und Kokoschka ? und das zu einer Zeit, zu der deren Werke nur versteckt in privaten Kreisen gezeigt werden konnten. Weyl baute Wohnhäuser und Sakralbauten in Deutschland, Frankreich und Italien, bekam in den 50er Jahren bedeutende Architekturpreise. Ab Anfang der 60er Jahre entwickelte er einen eigenen Malstil, der immer wieder als ?surrealer Symbolismus? bezeichnet wird.

Die im Haus Dietrichsroth ausgestellten großformatigen Aquarelle entstanden nach Auskunft seiner Witwe  zwischen 1985 und 1995. Das war etliche Jahre, nachdem Herbert Weyl 1981 nach Dreieichenhain gezogen war und dort ein eigenes Atelier hatte. 1995, als er ernsthaft erkrankte, endete auch seine Schaffensperiode. Drei Jahre später, 1998, verstarb Weyl ?künstlerisch hochgeachtet. Sein Werk gilt unbestritten als wichtiger surrealistischer Gegenpol in der deutschen Nachkriegskunst. Die Schau im Haus Dietrichsroth legt Beweis davon ab.

Sophie Weyl ließ es sich nach Hellwegs Begrüßungsrede nicht nehmen, den Besucherinnen und Besuchern Fragen über die Arbeit und die Arbeitsweise ihres Mannes zu beantworten und Interpretationshilfe für seine Aquarelle anzubieten.

Zu besichtigen ist die Ausstellung bis Ende Januar ganztägig im Haus Dietrichsroth an der Taunusstraße 54.


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Bild:  Sophie Weyl ließ es sich nicht nehmen, Interpretationshilfe für die Arbeiten ihres 1998 verstorbenen Mannes anzubieten. Die inzwischen 88-Jährige lebt in Sprendlingen.